Mein Sohn ist eine Naschkatze. Das war nicht immer so – und darauf war ich lange stolz. Denn bis zur Einschulung konnte er Lollis, Gummibärchen und Schokoriegel nichts abgewinnen. Es ist nicht so, dass ich es ihm verboten hätte. Ich bot ihm die kleinen Leckereien einfach nur selten an. Und da er Süßigkeiten kaum kannte, beklagte er sich auch nie über den Inhalt seiner Brotdose, in der sich neben Obst und Gemüse Reiskräcker und Maiswaffeln befanden.
Als er dann in die Schule kam, war alles anders. Mein Sohn: „Mama, Timo hat Chips in der Brotdose, Mia Smarties und Luis jeden Tag einen Duplo. Das will ich auch.“
Ein gesunder Umgang mit Süßigkeiten ist möglich
Süßigkeiten haben meiner Meinung nach nichts in der Lunchbox zu suchen. Und deswegen beugte ich mich den Wünschen meines Sohnes nicht. Aber seitdem schlendere ich bei Besuchen im Supermarkt auch durch die Regale mit den Süßigkeiten. Jedes Familienmitglied darf sich beim Wochenendeinkauf eine Kleinigkeit aussuchen. Der Vorrat muss dann allerdings bis zum nächsten Großeinkauf reichen. Zu Geburtstagen und kleinen Festen wird natürlich eine Ausnahme gemacht.
Naschen ist bei uns nach wie vor kein allzu großes Thema. Aber ich erlebe immer wieder Kinder, die sich auf Kindergeburtstagen den Bauch mit Schokolade vollstopfen – so, als gäbe es für sie kein Morgen. Und so verhält es sich bei diesen Kindern in der Regel ja auch. Die Mütter brüsten sich mit der gesunden Ernährung ihrer Kinder und wissen nichts von den Bauchschmerzen, mit denen ihre Töchter und Söhne auf den Partys ihrer Freunde herumplagen.
Täglich eine Handvoll Süßes
Und dabei ist ein vernünftiger Umfang mit den Leckereien gar nicht schlimm. Eine kleine Handvoll täglich – so die Empfehlung der Experten. „Am besten essen Kinder Süßigkeiten direkt nach dem Essen“, rät Prof. Berthold Koletzko, Kinder- und Jugendarzt im Netzwerk Gesund ins Leben, einer Initiative, die vom Bundesernährungsministerium gefördert wird.
Die Vorteile: Der Blutzuckerspiegel steigt nicht so stark an, als wenn unentwegt genascht würde – und: die Naschkatzen gewöhnen sich an feste Zeiten, Eltern werden nicht ständig „vollgequengelnt“.
Der Kinderarzt warnt übrigens davor, den Kindern Süßigkeiten anzubieten, um als Trostspender zu dienen. Auch zur Beruhigung oder zum Ruhigstellen sollten Lollis & Co. nicht eingesetzt werden.
Naschen ist Genuss – kein Trost
Süßigkeiten sind ein Genussmittel – keine Nahrungsmittel, dass statt machen, trösten oder beruhige sollte. Das müssen Kinder lernen! Andernfalls droht Übergewicht. Denn Kinder, die bei Kummer zu Schokolade griffen, werden dies auch im Erwachsenenalter tun.
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