Sicher kennt der eine oder andere sie noch von seinen Eltern: Die Fastenzeit. Das ist eine alte christliche Tradition, die sowohl in der katholischen wie evangelischen Kirche existiert, aber wie so vieles in der Religion unterschiedlich interpretiert wird. Natürlich ist sie nicht nur christlichen Ursprungs, das Fasten gibt es in allen Weltreligionen. Es geht klassisch darum, anderthalb Monate lang kein Fleisch zu essen und keinen Wein zu trinken. Das soll zum einen symbolische Trauer über den Tod Christi darstellen, zum anderen den Körper von ungesunden Einflüssen reinigen und den Geist disziplinieren.
Sozusagen die älteste Diät der Welt.
Heutzutage existieren die verschiedensten Auffassungen über die Fastenzeit. Anhänger der katholischen Kirche sollten, zumindest nach dem, was der Papst sagt, mehr oder weniger streng fasten und neben Fleisch auch auf Süßigkeiten und Alkohol verzichten. Die Evangelische Kirche macht die Fastenzeit nicht zur Pflicht, lobt aber ihre gesunde Wirkung auf Körper und Geist und rät zu individuellem Fasten: Man soll auf das verzichten, auf das zu verzichten einem schwer fällt.
Dann wäre da natürlich noch die dritte Fraktion – die meisten anderen Menschen. Für uns ist die Fastenzeit – wenn überhaupt – ein religiöses Relikt, was nicht befolgt wird. Eigentlich dumm, oder?
Wir lassen uns von Hochglanz- Magazinen mit bunten Statistiken dazu bewegen, monatelang bestimmte Nahrungsmittel auszulassen, um dann zu festgelegten Zeitpunkten genau berechnete Mengen anderer Nährstoffe zu uns zu nehmen. Dann beschweren wir uns hinterher, dass es nicht funktioniert hat. Mal ehrlich: Abnehmen beginnt im Kopf. Wie beim Abnehmen mit Homöopathie, bei dem die Diät auch nur in Verbindung mit einer geänderten Einstellung funktioniert, ist es mit allen Diäten: Ohne die richtige Einstellung klappt gar nichts.
Wenn es aber um die Einstellung geht, können wir uns von der christlichen Tradition in ernährungstechnischer Hinsicht einiges aneignen. Man muss kein gläubiger Christ sein, um die Fastenzeit als Anlass zu nutzen, seine Ernährungsroutinen zu überprüfen. Sechs Wochen kein Fleisch und vor allem keine Süßigkeiten – das kann nur gesund sein. Wenn das zu extrem klingt, und Angst vor JoJo- Effekten herrscht, dann eben nur die Süßigkeiten weglassen und Fleisch in Maßen essen.
Ganz wichtig ist aber, dass es beim Fasten vor allem darum geht, den Geist auf andere Dinge zu lenken. Es bringt nichts, kein Fleisch, und dafür Weißbrot in Massen zu essen. Immer schön das Maß halten, und die wohlverdienten Eier an Ostern schmecken doppelt so gut!